Jahrzehnte lang gab es einen Stillstand in beiden Disziplinen, doch nun endlich ist ihre Zeit angebrochen und jetzt starten sie richtig durch: die Rede ist von der Robotik einerseits und ihr „kleines“ Teilgebiet, der Künstlichen Intelligenz (KI) andererseits. Seit Jahren übernehmen zwar schon Roboter in Fertigungshallen die Zusammensetzung von Autoteilen (etwa beim Schweißen), doch mittlerweile dringen die Blechgefährten auch immer stärker in unseren Alltag vor und werden langfristig auch unsere Gesellschaft verändern. Dieser Artikel möchte unseren Lesern einen Überblick über die neuesten Entwicklungen geben.
Die (fast) menschenleere Fabrik: Industrie 4.0
Da wäre zum Einen die vielgerühmte „Industrie 4.0“, ein Begriff, der derzeit in aller Munde ist. Als „vierte industrielle Revolution“ macht sie überall Schlagzeilen (die erste industrielle Revolution ereignete sich infolge der Erfindung der Dampfmaschine, die zweite industrielle Revolution durch die Entwicklung der Fließbandarbeit und die dritte industrielle Revolution nach dem Aufkommen der Elektronik und der Erfindung des Computers). Zu verstehen ist darunter eine digitalisierte Industrie, die laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (Bmbf) gekennzeichnet ist durch „eine starke Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten (Großserien-)Produktion“. Ziel ist es, „Kunden und Geschäftspartner […] direkt in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse“ einzubinden, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung weiter. Antriebsmotoren für diese Entwicklung sind beispielsweise das „Internet der Dinge“ oder die „hybride Produktion“, ein Produktionstypus, der eine Mischform aus Produktion einerseits und Dienstleistungen andererseits darstellt. Die dabei entstehenden „hybriden Produkte“ – Kombinationen aus Sach- und Dienstleistungen also – bzw. die hybride Wertschöpfung bietet dabei diverse Vorteile, wie z.B. die Standortsicherung, die Sicherung der Wettbewerbsposition und natürlich auch die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Generell muss man sich die Industrie 4.0 als etwas denken, bei dem in Fabriken Güter erzeugt werden und dabei die Maschinen und Werkstücke miteinander vernetzt sind und permanent Informationen miteinander austauschen. Die Steuerung verläuft dabei in Echtzeit und in der gesamten Fabrik wimmelt es nur so von Sensoren, Stecker, Barcodes und Chips. Im Zuge dieser Industrie 4.0 werden sich für den einzelnen Kunden ganz neue Möglichkeiten ergeben – etwa dann, wenn der Kunde in Zukunft ein Autohaus betritt und er sich sein gewünschtes Automodell quasi „maßgeschneidert“ anfertigen lassen kann. Ein 3D-Drucker übernimmt dann den „Ausdruck“ des gewünschten Modells. Gerade der Einsatz von 3D-Druckern wird die Produktion und Fertigung aus Billiglohnländern zurück in die heimische Wirtschaft holen und somit natürlich der Entwicklung des hiesigen Bruttosozialproduktes zugutekommen, welches sehr wahrscheinlich negative Folgen für die Billiglohnländer haben wird, aber das ist auch nicht der Fokus dieses Artikels. Und was schon bei Fahrzeugen funktionieren wird, das wird sich im Hinblick auf die Schuhproduktion erst recht bewähren: Im Schuhgeschäft der Zukunft wird die Damenwelt in Verzückung geraten, denn 3D-Hologramme werden ein passgenaues Abbild des weiblichen Fußes wiedergeben und den 3D-Druckern genau sagen, welches Schuhmodell sie in welcher Größe anzufertigen haben.
Bedeutet die Zukunft der Robotik auch das Ende der Arbeit?
Im Jahre 2013 sorgte eine Studie der beiden Ökonomen Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne für einiges Aufsehen (unsere Leser finden diese berühmt gewordene Studie in den Quellenangaben am Ende dieses Artikels). Die beiden Forscher haben die Auswirkungen der Robotik auf den US-amerikanischen Arbeitsmarkt untersucht und kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass in den kommenden 20 Jahren fast die Hälfte aller Arbeitsplätze bedroht sei. 702 Berufsgruppen wurden auf das Risiko hin untersucht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie von Robotern und künstlich intelligenten Maschinen ersetzt werden können. 47 % des amerikanischen Arbeitsmarktes seien demnach bedroht. Ähnliche Ergebnisse lieferte für Deutschland eine Studie der London School of Economics, wobei man hier noch berücksichtigen muss, dass den amerikanischen Berufssparten die deutschen Berufsarten nicht immer 1:1 entsprechen. Eines ist jedoch sicher: Die Robotisierung wird die Arbeitswelt nachhaltig und für immer verändern.
Grundsätzlich gibt es derzeit zwei Lager, die im Clinch miteinander liegen und sich die Haare raufen angesichts der Frage, wie die nächste Robotergeneration unsere Arbeitswelt denn nun genau beeinflussen wird. Das erste Lager behauptet, die Arbeit werde schon nicht ausgehen, denn schließlich habe jede industrielle Revolution auch wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Man müsse sich also überhaupt keine Sorgen vor Massenarbeitslosigkeit, steigender Armut und einer noch größeren Schere zwischen Arm und Reich machen. Es werde sich alles zum Guten wenden, so die Optimisten.
Das zweite Lager – die unverbesserlichen Pessimisten – warnen hingegen davor, dass uns Menschen bald die Arbeit ausgehen könnte. Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben, die zuvor noch von Menschen ausgeführt wurde. Waren es früher noch einfache Routineaufgaben, sind heutzutage nicht mal mehr intellektuellere Arbeiten sicher. Aus diesem Grunde meinen die Pessimisten, dass uns bald eine Zukunft ohne Arbeit bevorstünde – mit einer im wahrsten Sinne des Wortes „arbeitslosen“ Menschheit also.
Gibt es zwischen diesen beiden Positionen auch eine Mittlerposition, die einige Zwischentöne zulässt? Die gibt es durchaus. Ein drittes Lager, wenn man so will, betrachtet den möglichen „Tod der Arbeitswelt“ als etwas grundsätzlich Positives, denn wenn es keinen Berufsalltag mehr gäbe, könne sich die Menschheit endlich anderen Tätigkeiten zuwenden und ihr Potential voll entwickeln. Der einzelne Bürger könne sich dann endlich solchen Dingen wie Kunst, Kultur, Bildung oder Wissenschaft zuwenden. Dieses dritte Lager erhebt im Zusammenhang mit der Roboterthematik auch oft die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, das der Staat jedem Bürger zahlen solle und das an keinerlei Bedingungen – wie zum Beispiel die Suche nach einem Arbeitsplatz – geknüpft sei. Ob sich ein solches bedingungsloses Grundeinkommen auch in Deutschland irgendwann in ferner Zukunft einmal durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Vorerst bleibt es noch Zukunftsmusik. Finnland plant bereits den ersten Testlauf damit und experimentiert mit diesem durchaus gewagtem (aber deshalb ja nicht unbedingt schlechtem) Gesellschaftsexperiment.
The Future of Robots: Wie wird die Zukunft mit Robotern wohl aussehen?
Wie genau unser Alltag aussehen wird, wenn die Robotik Einzug in unser aller Leben gehalten haben, dass kann bisher natürlich noch niemand wirklich genau sagen. Es gibt aber durchaus schon einige Überlegungen, wie genau die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte ausschauen könnten. Eine der bizzarsten (und für manch einen wohl auch verstörendsten) Gedanken ist die Vorstellung, Sex mit Robotern zu haben.
Lebensechte Puppen, die sozial isolierte Männer über ihre Einsamkeit hinwegtrösten sollen, gibt es schon länger: Die sogenannten „Real Dolls“ können auf einschlägigen Webseiten für teures Geld erworben werden und versprechen ihrem Besitzer ein paar pseudoromantische Stunden zu zweit. Doch in Zukunft könnten diese Puppen, die bereits schon jetzt beängstigend lebendig wirken, noch ein gutes Stück menschlicher wirken – Künstliche Intelligenz macht’s möglich! Ob man sich dann als männlicher Junggeselle auch wirklich so eine Robo-Braut ans Bein binden will, liegt sicherlich in der Verantwortung jedes Einzelnen und muss auch jeder für sich entscheiden.
Ein anderer Trend, der sich durchsetzen wird, ist das „Smart House“. Das intelligent vernetzte Eigenheim wird mit einem wahren Wust an Sensoren, Algorithmen und Mikrochips nichts unversucht lassen, um uns das Leben so einfach und komfortabel wie nur möglich zu machen. Früh morgens werden uns unsere eigenen vier Wände mit unserem Lieblingssong wecken; nach der Arbeit wird das mit Künstlicher Intelligenz ausgestattete Badezimmer, dem wir auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bereits Bescheid gegeben haben, uns das Badewasser einlassen – und wenn wir am Wochenende endlich ausschlafen können, umsorgt uns die mitdenkende Robo-Küche liebevoll, indem sie die Kaffeemaschine wie von Zauberhand selbst anschmeißt und uns mit dem wundervollen Geruch frisch gekochten Kaffees verwöhnt.
Noch abgefahrener wird es dann, wenn die ersten, wie ich sie nenne, „Neurochips“ auf den Markt kommen – oder, wie sie bekannter heißen: „Hirn-Implantate“. Man stelle sich nur vor: Mühsam sprachen lernen? Daran verzweifeln, dass man kein Mathe-Genie ist? Endlich mal ein Talent wie Malen oder Komponieren haben? – Mit Hirn-Implantaten wird all das kein Problem mehr sein. Man wird sich einfach ein passendes Implantat in den Denkapparat einpflanzen lassen und danach – je nach Belieben – entweder zu einem grandiosen Musiker, einem herausragenden Philosophen, einem brillanten Rock-Star oder einem exzellenten Künstler werden. Jahrelanges Sprachenlernen wird dann hoffentlich auch endlich einmal der Vergangenheit angehören: Einmal ein Japanisch-Chip in den Kopf gesetzt und – zack! – ist man von einem Muttersprachler aus dem Land des Lächelns nicht mehr zu unterscheiden.
Vorläufiges Fazit: Robotik – Fluch oder Segen?
Die Robotiker werden mir diesen etwas polemischen Abschnittstitel hoffentlich verzeihen – ich habe, soviel sei gesagt, durchaus den größten Respekt vor ihrer wissenschaftlichen Arbeit! Dennoch müssen wir uns als Gesellschaft genauestens überlegen, wohin die Reise gehen soll. Wenn wir es geschickt anstellen, können wir alle von den Segnungen der Künstlichen Intelligenz profitieren. Unser Leben wird dann komfortabler, sorgenfreier und insgesamt schöner werden. Wir werden deutlich mehr an Lebensqualität hinzugewinnen. Wenn wir aber nicht die potentiellen Gefahren im Blick behalten, drohen uns im schlimmsten Falle vielleicht sogar militärische Killer-Roboter, Mörder-Drohnen und Kampfmaschinen á la Terminator, die in der Menschheit eventuell eine Bedrohung sehen und ihr Möglichstes tun, um uns auszumerzen. Dazu darf es nicht kommen. Wir sollten bedenken, dass letztlich wir es sind, die es in der Hand haben.
Quellen:
https://www.bmbf.de/de/zukunftsprojekt-industrie-4-0-848.html
http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/The_Future_of_Employment.pdf