Während nach weit verbreiteter Auffassung der kurzlebige Islamische Staat nicht mehr existiert, und während ISIS im Begriff ist, von der syrischen Armee in seiner letzten städtischen Bastion Abu Kamal City im Osten Syriens geschlagen zu werden, signalisieren die USA eine zeitlich unbegrenzte militärische Präsenz in Syrien.
Am Montag voriger Woche sagte US-Verteidigungsminister Jim Mattis gegenüber Reportern im Pentagon, dass die USA sich auf ein langfristiges militärisches Engagement in Syrien vorbereiteten, um ISIS zu bekämpfen, “solange sie kämpfen wollen”.
Mattis wies darauf hin, dass selbst wenn ISIS sein gesamtes Territorium verlieren würde, es immer noch ein gefährliches Aufbegehren geben würde, das sich in “ISIS 2.0” verwandeln könnte, was die USA nach seinen Worten zu verhindern suchten.
“Der Feind hat noch nicht erklärt, dass er auf dem Gebiet am Ende ist, also werden wir weiter kämpfen, solange sie kämpfen wollen”, sagte Mattis. “Wir werden nicht einfach weggehen, bevor der Genfer Prozess in Gang gekommen ist.”
Mattis bezog sich auf die ins Stocken geratenen Friedensgespräche in Genf, die einige Analysten als vollkommen gescheitert bezeichnen (zumal der Genfer Prozess unrealistischerweise den Abgang von Syriens Präsident Assads vorsieht), da die Zukunft Syriens in letzter Zeit zunehmend militärisch auf dem Schlachtfeld entschieden wurde und die syrische Regierung jetzt die meisten bevölkerungsreichsten Zentren des Landes kontrolliert.
Ironischerweise, gerade als ein gewisses Maß an Stabilität und Normalität in viele Teile des Landes zurückgekehrt ist, die jetzt unter Regierungskontrolle stehen, koppelte Mattis die Idee einer permanenten US-Militärpräsenz mit dem Ziel, Syrern die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen. Er sagte: “Du verbreitest sie immer weiter. Versuche, einen Bereich zu demilitarisieren, dann einen weiteren, und mache einfach so weiter. Versuche, das zu tun, was es den Menschen erlaubt, in ihre Häuser zurückzukehren.”
In der Zwischenzeit bekräftigte die Türkei erneut, dass die USA 13 Stützpunkte in Syrien haben, obwohl die von den USA unterstützte syrische YPG zuvor von sieben US-Militärstützpunkte in Nordsyrien sprach. Das Pentagon mag jedoch keine Basisstandorte oder -zahlen bestätigen – obwohl vor nur anderthalb Jahren der amerikanischen Öffentlichkeit versichert wurde, dass es keine Bodentruppen geben werde – weil die Mission in Syrien gescheitert ist.
Während des letzten Jahres der Obama-Regierung wurde der Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, mehrfach von Reportern wegen offensichtlicher und krasser Lügen über Bodentruppen in Syrien konfrontiert.
Erinnern Sie sich daran? “Wir werden uns nicht in eine großangelegte Kampfmission vor Ort in Syrien verwickeln lassen Das hat der Präsident [Obama] schon seit langem gesagt.”
Letzten Sommer, zum Ärgernis der US-Regierung, ließen türkische staatliche Medien die Lage von nicht weniger als zehn kleinen US-Militärstützpunkten allein in Nordsyrien durchsickern (und auch Enthüllungen über US-Stützpunkte in Südsyrien tauchten auf).
Wie eine weitere Pentagon-Pressekonferenz kürzlich bestätigte, benötigen diese Stützpunkte, obwohl sie wahrscheinlich Spezialeinheiten sind, ein weites Netzwerk von US-Personal, das in verschiedenen logistischen Rollen innerhalb Syriens operiert und wahrscheinlich jetzt Tausende von vor Ort stationierten US-Soldaten umfasst – im Widerspruch zu der offiziellen (und sehr zweifelhaften) Zahlenangabe des Pentagon von “etwa 500 Soldaten in Syrien”.
Was den Zeitpunkt von Mattis’ Erklärung eines offenen militärischen Engagements zur angeblichen Bekämpfung von ISIS anbetrifft, so bestätigte die BBC am selben Tag, dass die USA und ihre kurdischen SDF (Syrian Democratic Forces)-Erfüllungsgehilfen einen Deal mit ISIS ausgemacht hätten, der die Evakuierung von möglicherweise tausenden ISIS-Mitgliedern und ihren Familien aus Raqqa erlaubte.
Der BBC-Bericht besagt demgemäß:
Die BBC hat Details eines Geheimabkommens aufgedeckt, das Hunderte von Kämpfern des Islamischen Staates und ihre Familien vor Raqqa entkommen ließ, unter den Augen der von den USA und Großbritannien angeführten Koalition und kurdisch geführter Kräfte, die die Stadt kontrollieren. Zu einem Konvoi gehörten einige der berüchtigtsten Mitglieder des IS und – trotz gegenteiliger Versicherungen – auch Dutzende von ausländischen Kämpfern. Einige von ihnen haben sich in ganz Syrien verteilt, sogar bis in die Türkei hinein.
“Wir haben rund 4.000 Menschen mitgenommen, darunter auch Frauen und Kinder – unsere Fahrzeuge und ihre Fahrzeuge zusammen. Als wir in Raqqa eintrafen, dachten wir, es gäbe 200 Leute einzusammeln. Allein in meinem Fahrzeug habe ich 112 Leute mitgenommen.”
Ein anderer Fahrer sagt, der Konvoi sei 6 bis 7 Kilometer lang gewesen. Er umfasste fast 50 Lastwagen, 13 Busse und mehr als 100 eigene Fahrzeuge der IS-Gruppe. IS-Kämpfer, ihre Gesichter bedeckt, saßen trotzig oben auf einigen der Fahrzeuge. –
Obwohl es immer gut ist, wenn die Mainstream-Medien nachträglich Geschichten bestätigen, die eigentlich schon vor Monaten bekannt geworden waren, so war die BBC bei dieser Story indes besonders spät dran. Dass ISIS-Terroristen freien Durchgang seitens der Koalitionstruppen zum Verlassen von Raqqa gegeben wurde, war eine Geschichte, über die im Juni letzten Jahres verschiedentlich berichtet wurde, und war in den Moon of Alabama und Al-Masdar News einen ganzen Monat vor dem BBC-Bericht bereits detailliert offengelegt worden.
Und erstaunlicherweise waren selbst ausländische Kämpfer, die lange zuvor bereits geschworen hatten, Anschläge in Europa und anderswo durchzuführen, Teil des Deals, der unter der Schirmherrschaft der US-Koalition in Syrien vermittelt wurde. Laut dem BBC-Bericht:
Enttäuscht und des ständigen Kampfes und der Angst um sein Leben überdrüssig, beschloss Abu Basir, zur Sicherheit von Idlib wegzugehen. Er wohnt nun in der Stadt. Er war Teil einer fast ausschließlich französischen Gruppe innerhalb von IS, und bevor er ging, bekamen einige seiner Kämpfer eine neue Mission.
“Es gibt einige französische Brüder aus unserer Gruppe, die Richtung Frankreich aufgebrochen sind, um Anschläge an einem ‘Tag der Abrechnung’ auszuführen.”
Vieles ist unter den Trümmern von Raqqa verborgen, und die Lügen um diesen Deal hätten sehr leicht auch dort begraben geblieben sein können. Die Zahl der Abwanderer war viel höher als die örtlichen Stammesältesten einräumten. Die Koalition weigerte sich zunächst, das Ausmaß der Vereinbarung zuzugeben.
So scheint es, dass die USA ISIS-Terroristen erlaubten, Bereiche unter Koalitionskontrolle ungehindert zu verlassen, zumindest niemand geringerem als der BBC zufolge, während sie gleichzeitig versuchen, gegenüber der Öffentlichkeit zu argumentieren, dass eine permanente Präsenz des Pentagon für den Fall nötig sei, dass ISIS zurückkehrt.
Aber es ist mittlerweile ein vertrautes Muster: die Erfüllungsgehilfen von gestern werden zu den heutigen Terroristen, die anschließend wieder zu Erfüllungsgehilfen werden, und das alles als Teil der Rechtfertigung einer permanenten US-Militärpräsenz auf dem Hoheitsgebiet einer anderen Nation.
Amerikas syrisches Abenteuer ging von öffentlichen Erklärungen wie “wir halten uns raus”, und “nur logistische Hilfe für Rebellen”, über “okay, nur einige leichte Waffen, um den bösen Diktator zu bekämpfen”, hin zu “gut, ein paar Panzerabwehrraketen können nicht schaden” und “wir müssen die neue super-böse Terrorgruppe bombardieren, die aufgetaucht ist!” sowie “ah, aber keine Bodentruppen!” zu “kinetische Angriffe als Abschreckung” und “aber Spezialeinheiten sind nicht wirklich Bodentruppen an sich, oder?” bis hin zu Mattis-Erklärung eines unbefristeten Einsatzes.
Und so geht es weiter und weiter…
Verweise:
- http://theantimedia.org/bombshell-bbc-report-confirms-us-struck-deal-isis/
- https://www.almasdarnews.com/article/new-isis-footage-shows-fierce-clashes-syrian-army-still-ongoing-abu-kamal/
- http://www.bbc.co.uk/news/resources/idt-sh/raqqas_dirty_secret
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