Böhmermann beleidigt Naidoo: “H***nsöhne Mannheims”
Von rt.com
Diesmal ist Xavier Naidoo dran. Nach dem sich Jan Böhmermann schon so illustre Musiker wie Haftbefehl, Max Giesinger und Campino vorgeknöpft hatte, bekommt nun auch Naidoo eine satirische Breitseite ab. In einer neuen Parodie macht sich der Moderator über den deutschen Sänger Xavier Naidoo und dessen Band Söhne Mannheims lustig. In seiner ZDFneo-Sendung Neo Magazin Royal präsentierte Böhmermann ein neues, natürlich rein fiktives, “nicht-antisemitisches Hit-Album” der “Hurensöhne Mannheims” mit dem Titel “Death to Israel”. Natürlich mit “gefühlvollen Polit-Balladen”, die den Zuhörern “die Herzen und die Augen öffnen”.
Das Muster ist simpel, funktioniert aber: Böhmermann nimmt sich Hits von Naidoo und seiner Band vor, wie zum Beispiel “Und wenn ein Lied…” oder “20.000 Meilen”, und verändert die Texte. So zum Beispiel bei dem großen Naidoo-Erfolg “Dieser Weg”, den die deutsche Fußball-Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2006 in der Kabine hörte. Bei Naidoo klingt der Text noch so:
Dieser Weg wird kein leichter sein/Dieser Weg wird steinig und schwer.
Und bei Böhmermann dann so:
Dieses Land ist keine Republik/Dieses Land ist eine GmbH.
Das fiktive Böhmermann-Album wird natürlich, wie könnte es anders sein, von Jürgen Elsässer, Chefredakteur von Compact, empfohlen:
Endlich singt’s mal einer!
Natürlich darf dann auch Adolf Hitler nicht fehlen. Von Böhmermann als “Maler und Lebenskünstler” bezeichnet, gibt Hitler eine Rezension des Albums ab:
Ich bin ja kein Nazi, aber ich finde diese Platte echt stark.
Die ganze Aktion von Böhmermann lehnt sich an die immer wieder hochkochende Diskussion über die politische Gesinnung Naidoos an. Dem Sänger wird regelmäßig eine gewisse Nähe zu den so genannten Reichsbürgern vorgeworfen.
Auf dem von Naidoo vor kurzem mit seiner Band Söhne Mannheims veröffentlichten Album “MannHeim” polarisiert vor allem der Song “Marionetten”. Teile des Songtextes erregen bereits jetzt Aufsehen, wie zum Beispiel dieser:
…Aufgereiht zum Scheitern wie Perlen an einer Perlenkette
Seid ihr nicht eine Matroschka weiter, ein Kampf um eure Ehrenrettung
Ihr seid blind für Nylonfäden an euren Gliedern
Und hackt man euch im Bundestags-WC, twittert ihr eure Gliedmaßen
Alles nur peinlich – und so was nennt sich dann Volksvertreter
Teile eures Volkes nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter
Alles wird vergeben, wenn ihr einsichtig seid
Sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig seid…
Oder auch dieser:
[…] Als Volks-in-die-Fresse-Treter stößt Ihr an eure Grenzen
Und etwas namens Pizzagate steht auch noch auf der Rechnung
Bei näherer Betrachtung steigert sich doch das Entsetzen
Wenn ich so ein’ in die Finger krieg’,
Dann reiß ich ihn in Fetzen
Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragrafen und Gesetzen…
Begriffe wie “Volksverräter” sorgten in den Redaktionen der so genannten Leitmedien sofort für Schnappatmung und eine “Pfui, Teufel!”-Distanzierung gegenüber dem Künstler. Die Bild-Zeitung sprach von “Gift” und “Hetze”:
Diskussion um neuen Song – Xavier Naidoo, das ist echt hetzend! https://t.co/mQG11yyd8C pic.twitter.com/I56H6BKS4k
— BILD (@BILD) May 5, 2017
Wer wie Naidoo mit gewissen Ausdrücken und Metaphern spielt, darf sich natürlich nicht wundern, wenn er damit die üblichen Reflexe auf der Gegenseite auslöst. Ob Naidoo wirklich in die Reichsbürger-Ecke gehört oder das Ganze nur unter effektive PR verbucht werden kann, bleibt offen. Naidoo selbst bezeichnete sich in politischer Hinsicht 2014 als radikalen Libertären:
Ich seh’ mich, glaub’ ich, am ehesten als libertären gläubigen Menschen. Libertär, das kann man nachschlagen, Rothbard hat das definiert und es gibt ein Buch von Oliver Janich, das heißt: “Die Vereinigten Staaten von Europa” – lest mal nach, so seh’ ich’s auch.
Xavier Naidoo wollte sich zu dem Wirbel um seinen neuen Song bislang nicht äußern. Sein Bandkollege Rolf Sahlhofen sagte, der Song sei “ein Aufruf zum Dialog”. Der Sänger der Gruppe, Henning Wehland, betonte, er verstehe den Song als “Appell zum Nachdenken darüber, dass Politik oft missbraucht wird”. Nach der scharfen Kritik vonseiten der Stadt Mannheim bot die Band dem Bürgermeister, Peter Kurz (SPD), ein Gespräch an. Der willigte ein, das Treffen soll “möglichst in den nächsten Tagen” stattfinden, sagte Kurz am Mittwoch.