7 Tage unter Obdachlosen – zwei junge Filmemacher, die etwas verändern wollen.

in Menschenrechte/Welt
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„Wir wollen das Leben und die Probleme junger Obdachlosen näher kennenlernen und filmisch festhalten, um so auf Missstände und Fehler im Umgang mit ihnen hinzuweisen“ sagt Franz Böhm, der Kameramann bei diesem außergewöhnlichem Filmprojekt. Neben ihm sitzt sein bester Freund und Produzent des Filmes, Vincent  Langosch.

 

Wie zwei Schüler die Obdachlosen-Situation in Deutschland verbessern wollen

Es ist ein regnerischer, grauer Dezember-Samstag. Ich habe mich mit den beiden Filmemachern in einem Café verabredet. Wie immer bin ich eine halbe Stunde früher da. Genau pünktlich kommen die beiden Stuttgarter Schüler ins Café, beide tragen Jeans und Pulli. Sie lächeln mich an, und setzen   sich.

Ich werde in ihren Plan eingeweiht, sie wollen eine Dokumentation über junge Obdachlose in Berlin drehen. Das Besondere daran: Der Kameramann wird in dieser Zeit bei den Obdachlosen wohnen, schlafen und sie bei all ihren Aktivitäten begleiten, um ein möglichst tiefgreifendes Bild von ihnen zu bekommen. Als ich anfange meine Fragen zu stellen blicke ich in entschlossene, mutige   Gesichter

Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt! Als erstes Mal: Wie kam die Idee, einen Film über Obdachlosen zu machen?

Franz Böhm: Jugendliche Obdachlose waren schon bei unserem letzten Film ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Bei Recherchen dazu haben wir einerseits gemerkt, dass wir uns für diese Gruppe junger Menschen echt interessieren, und dass es andererseits zu viele zu oberflächliche und schlechte Dokumentationen über sie gibt. Bei den Vorbereitungen zu eben unserem letzten Film kamen wir auch mehrmals mit jugendlichen Obdachlosen in Kontakt, ab dem Zeitpunkt hat sich dann die Idee einer Doku langsam etabliert. Als wir dann vor ca. 5 Monaten mit der richtigen Pre-Production begonnen haben, kam uns die Idee, dass ich eine Woche lang mit ihnen zusammenleben könnte, um sie wirklich kennenzulernen und ihnen wirklich nahe zu kommen.

Warum in Berlin?

Vincent Langosch: Berlin als Drehort stand nicht von Anfang an fest, die Idee, es in Stuttgart zu drehen, stand lange im Raum. Jedoch ist die Obdachlosen-Situation in Berlin am schlimmsten, was heißt, dass die Doku dort am aussagekräftigstem wird. Die Kooperation mit Kontaktpersonen, Cafés und weiteren hat außerdem auch sehr gut geklappt.

Wie stellt ihr euch die Dreharbeiten  vor?

Franz Böhm: Zunächst sollte man klarstellen, dass wir nicht einfach zu irgendwelchen Obdachlosen hingehen und ihnen eine Kamera ins Gesicht halten. Wir haben dort kein Team und kein Set, sondern ich werde als Kameramann auf mich alleine gestellt sein. Den ersten Kontakt werden örtliche Streetworker vermitteln, dann werde ich erstmal genug Zeit ohne jegliche Kameraausrüstung bei ihnen verbringen, um das nötige erste Vertrauen aufzubauen. Wenn ich die Kamera dazunehme, wissen die jungen Obdachlosen also ganz genau, was ich vorhaben und was nun passiert.

Vincent Langosch: Man kann natürlich nicht voraussagen was passiert. Aber man kann sich auf den schlimmsten Fall vorbereiten. So rechnen wir beispielsweise schon vorsichtsheitshalber damit, dass mindestens eine Kamera kaputt geht oder geklaut wird. Wir haben in der ganzen Stadt verteilt Notunterkünfte, bei denen ich Akkus laden, Daten sichern und im Notfall auch schlafen kann. Da wir vermuten, dass sich viel nachts abspielt, setzen wir auf Kameras und Objektive, die auch mit wenig Licht ein gutes Bild abgeben.

Habt ihr Angst vor dieser  Woche?

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Franz Böhm: Angst ist wahrscheinlich das falsche Wort, wer sich fürchtet, leidet zweimal. Ich habe dennoch sehr viel Respekt vor dem, was auf uns zukommt. Natürlich kann in dieser Zeit alles passieren, aber ich bin zuversichtlich und wir setzten auf eine umfangreiche Vorbereitung, durch welche wir viele Katastrophen schon im Voraus umgehen können.

Wie finanziert ihr als Schüler das  Projekt?

Vincent Langosch: Finanzierung ist bei diesem Projekt natürlich ein wichtiges Thema. Auch wenn wir versuchen, an allen Möglichkeiten zu sparen, kostet der Film mehr als unser letzter Film. Neben Sponsoren und Geld aus der eigenen Tasche sind wir dennoch auf Unterstützer angewiesen und haben deswegen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet (LINK UNTEN!). Die Idee des Crowdfundings ist es, dass viele Leute einen kleinen Beitrag geben, um ein großes Projekt zu ermöglichen. Als Dankeschön

kriegt man dann dementsprechend Filmposter, DVDs und Einladungen zur Filmpremiere. Diese Kampagne ist nun seit ca. einer Woche online und wir freuen uns, dass sie ziemlich gut ankommt, und hoffen, dass wir unser Finanzierungsziel erreichen.

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Was sind die Ziele des Filmes? Was wollt ihr  bewirken?

Franz Böhm: Wir wollen das Leben und die Probleme junger Obdachlosen näher kennenlernen und filmisch festhalten, um so auf Missstände und Fehler im Umgang mit ihnen hinzuweisen. Durch den Film sollen so viele Leute wie möglich von der schwierigen Situation einen Eindruck bekommen. Wir hoffen also, dass wir mit dem Film zur Diskussion und zu Veränderungen und mehr Mithilfe anregen. Wir blicken dem Film mit viel Hoffnung entgegen. Mit Hoffnung, die Welt zu einem bisschen besseren Ort zu machen. Mit Hoffnung, etwas zu verändern.

Wenn Sie mehr erfahren wollen und die jungen Filmemacher bei ihrer Idee unterstützen wollen, um Teil des Projektes werden wollen, klicken Sie auf folgenden  Link:

www.kickstarter.com/projects/1596233487/christmas-wishes-gib-obdachlosen-eine-stimme

 

Bericht: Eleonore Obermüller

Titelbild: Moritz Hedrich

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