Von aerzteblatt.de
Berlin – Der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, dass Pflegekräfte bestimmte Aufgaben von Ärzten übernehmen. Auch die Ärzte hätten mehr davon, wenn eine gut qualifizierte Pflegekraft Aufgaben übernehmen könne, für die Ärzte keine Zeit mehr hätten, sagte Spahn gestern bei der Eröffnung des 5. Deutschen Pflegetags in Berlin.
Die Pflege werde eines der „ganz großen Themen“ sein, die er in dieser Legislaturperiode angehen wolle, sagte der Minister. Dabei gehe es darum, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. „Wir müssen die Zahl der Ausbildungsplätze im Zweifel erhöhen“, betonte er. „In vielen Regionen gibt es heute mehr Bewerber als verfügbare Kapazitäten. Wenn junge Menschen es wollen und können, müssen wir es ihnen ermöglichen, zeitnah eine Ausbildung zu beginnen.“ Zudem betonte Spahn, dass er ein Verfechter von Pflegekammern sei.
Nicht alles zu Tode dokumentieren
Zu den Pflegepersonaluntergrenzen, die Krankenhäuser ab dem kommenden Jahr einhalten müssen, sagte er: „Ich möchte schon, dass die Träger in der betriebswirtschaftlichen Verantwortung bleiben, die Dinge selbst zu organisieren, sowohl im Krankenhaus als auch in der Altenpflege.“ Gleichzeitig müsse aber vermieden werden, dass Geld, das eigentlich für Pflegekräfte vorgesehen sei, am Ende nicht für die Pflege genutzt werde. Dass das Geld bei der Pflege ankomme, müsse das Ziel sein.
Spahn sprach auch das Thema Entbürokratisierung in der Pflege an: „Wir müssen schauen, ob wir nicht ein paar Verfahren haben, wo der Aufwand und der Ertrag nicht in einem angemessenen Verhältnis stehen.“ Dazu gehöre der Mut, sich von einer vollumfänglichen Dokumentation zu verabschieden. „Dann müssen wir aber gemeinsam aushalten, dass es bestimmte Freiräume gibt, die in der Verantwortung der Mitarbeiter liegen“, sagte Spahn. „Ich glaube schon: Man sollte mit mehr Grundvertrauen arbeiten und nicht alles zu Tode dokumentieren.“
Der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner, betonte, dass die Arbeitsüberlastung der Pflegekräfte schnell spürbar verringert werden müsse. Zu wenige Pflegekräfte seien heute in den stationären Einrichtungen für zu viele Bewohner zuständig. Die Folge sei eine chronische Überlastung der Pflegekräfte, die körperlich und seelisch krank mache und viele Pflegekräfte aus ihrem Beruf aussteigen lasse.
Sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege würden jeweils 50.000 Pflegekräfte mehr benötigt als heute, meinte Wagner „Wenn wir es nicht schaffen, ein Signal zu geben, dass wir eine Wende einleiten wollen, werden noch mehr Pflegekräfte aus ihrer Arbeit aussteigen, und es werden keine mehr nachkommen“, so der DPR-Präsident. „Wenn wir nicht handeln, werden wir die pflegerische Versorgung in Deutschland nicht mehr aufrechterhalten können.“