Superreiche sorgen sich sogar inzwischen selber um ungerechte Vermögensverteilung

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Von rt.com
Das “Vergoldete Zeitalter” steht als Synonym für immense soziale Ungleichheit, wie sie auch schon zur Wende zum 20. Jahrhundert vorherrschte; der Begriff geht auf den Autor Mark Twain zurück. 
 
Einer am Donnerstag veröffentlichten Studie zufolge hat die Vermögenskonzentration der Superreichen in der Welt einen Höchststand seit der Wende zum 20. Jahrhundert erreicht. Die Betreffenden sorgen sich angeblich selbst ob der Folgen zunehmender Ungleichheit.
 
Nach einem jüngst veröffentlichten Bericht hat die Vermögenskonzentration der Superreichen in der Welt einen neuen Höchststand seit der Wende zum 20. Jahrhundert erreicht. Damals war vom “Vergoldeten Zeitalter” die Rede, als Familien wie die Carnegies, Rockefellers und Vanderbilts beträchtliche Vermögen anhäufen konnten. Die überraschende Botschaft: Heute sorgen sich die Superreichen angeblich um die gesellschaftliche Nachhaltigkeit der enormen materiellen Ungleichheit, deren Ausdruck nicht zuletzt auch ihre eigenen Vermögen darstellen.

Um beinahe ein Fünftel konnten die Billionäre im vergangenen Jahr ihr weltweites Vermögen steigern. Konkret in Zahlen ausgedrückt sind das sechs Billionen US-Dollar. Derweil gibt es weltweit 1.542 Milliardäre, nachdem im Laufe des vergangenen Jahres 145 Multimillionäre ihre Vermögen auf neunstellige Summen erhöhen konnten, zehn Prozent mehr als im Jahr 2015.

Dies alles geht aus einer Studie hervor, welche die Schweizer Großbank UBS und die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PWC) am Donnerstag veröffentlicht haben.

Alle zwei Tage ein neuer Milliardär in Asien

Die meisten Milliardäre leben in Asien, innerhalb eines Jahres wuchs deren Anzahl um ein Viertel auf 637. Die Hälfte davon stellt China.

Die größte Konzentration von Wohlstand findet sich jedoch weiterhin in den Vereinigten Staaten. Während dort zahlenmäßig weniger, nämlich derzeit noch 563 Milliardäre leben, verfügen diese mit insgesamt 2,8 Billionen US-Dollar über ein größeres Vermögen als ihre asiatischen Schicksalsgenossen mit immerhin noch zwei Billionen US-Dollar. Dabei ist jedoch die Dynamik des Vermögenswachstums in Asien imposant: Alle zwei Tage wird dort durchschnittlich ein Mensch zum Dollar-Milliardär.

InEuropa hingegen gibt es lediglich 342 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 1,3 Billionen Dollar. In Deutschland ist die Zahl der Milliardäre im vergangenen Jahr leicht auf 117 gesunken, im Vergleich zu anderen Ländern Europas ist das Land aber immer noch Spitzenreiter. Die Tendenz der europäischen Superreichen insgesamt ist jedoch stagnierend, denn während 24 neue Milliardäre im vergangenen Jahr hinzukamen, wurden es gleichzeitig auch 21 weniger, wovon ein Drittel verstarb.

Vergoldetes Zeitalter 2.0 mit Sorgen verbunden

Josef Stadler, der Hauptautor des Berichts und UBS-Chef des Vermögensmanagements für Superreiche (Global Ultra High Net Worth, UHNW) sagte, dass dies das zweite Jahr auf dem Höhepunkt des zweiten “Vergoldeten Zeitalters” sei und zeigte sich besorgt darüber, welche gesellschaftlichen Reaktionen die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich haben könnte.

Wir sind an einem Wendepunkt”, sagte Stadler. “Die Vermögenskonzentration ist so hoch wie 1905, das beunruhigt die Milliardäre.”

Das Vergoldete Zeitalter (Gilded Age) zwischen den 1870er Jahren und dem Beginn der 1900er Jahre war die Ära der schnellen Industrialisierung in den Vereinigten Staaten, die mit starken sozialen Umbrüchen einherging.

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Während wenige Familien mit Monopolen in Boomsektoren wie Eisenbahnen, Öl, Stahl und Banken zu immensem Reichtum gelangten, formierte sich breiter gesellschaftlicher Unmut darüber, dass sie dies anscheinend auf Kosten der schlecht behandelten Arbeiter taten.

Historiker in den 1920er Jahren prägten den Begriff des Vergoldeten Zeitalters, der auf Mark Twains Roman “The Gilded Age: A Tale of Today” aus dem Jahr 1873 zurückging. Industrielle wie Cornelius Vanderbilt, Andrew Carnegie, JP Morgan und John Jacob Astor wurden schnell reich und als Räuberbarone bezeichnet. Das Zeitalter mündete in drastische Reformen durch Präsident Theodore Roosevelt, der Unternehmensimperien mithilfe des Kartellrechts zerschlug und die Steuern für Reiche erhöhte.

Derartige Maßnahmen, wie sie im vorigen Vergoldeten Zeitalter ergriffen wurden, befürchten Superreiche laut Josef Stadler auch diesmal. Es geht also um die Frage, ob das Wachstum des konzentrierten Vermögens weitergehen kann oder beendet wird.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sprach sich jüngst dafür aus, Spitzenverdienern höhere Steuern abzuverlangen, um gefährliche Ungleichheiten abzubauen, welche das globale Wirtschaftswachstum untergraben.

Vermögende mit Gewissen

Stadler betonte jedoch, dass das Bild der egoistischen Superreichen inkorrekt sei. Fast Dreiviertel der globalen Superreichen hätten sich ihr Vermögen selbst erarbeitet. In Europa hingegen hat rund die Hälfte davon ihr Vermögen geerbt. Zudem betätigten sich viele Mitglieder der Eliten in vermeintlichen oder tatsächlichen philanthropischen Projekten.

Auch Marcel Widrig, Partner und Private Wealth Leader von PwC, unterstreicht diese Tendenz:

Die heutigen Milliardäre fühlen sich dafür verantwortlich, soziale und ökonomische Veränderungen voranzutreiben – ganz egal, ob es darum geht, ein privates Museum aufzubauen, Kunst zu fördern oder eine professionelle Sportsmannschaft zu kaufen, um auf diese Weise die eigene Leidenschaft für eine Sache zu verwirklichen.

Demnach läge bei den Megareichen jetzt ein stärkerer Fokus auf Idealismus und dem so genannten Impact Investing, bei dem gleichzeitig Rendite und ein sozialer oder ökologischer Anspruch bedient werden sollen.

Ob dies für die Menschen, welche trotz harter Arbeit nicht einmal von normalen Löhnen träumen können, ein Ersatz für faire Politik ist, bleibt abzuwarten.

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