Arm trotz Arbeit: Erwerbsarmut in Deutschland drastisch gestiegen

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Von rt.com
 

Einer Studie zufolge hat sich die Anzahl armutsgefährdeter Berufstätiger in der Bundesrepublik zwischen den Jahren 2004 und 2014 mehr als verdoppelt. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern hat die “Erwerbsarmut” in Deutschland weitaus stärker zugenommen.
 

Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mitteilte, lag der Anteil der Berufstätigen, die als arm gelten, im Jahr 2004 noch bei 4,8 Prozent. Das entsprach 1,9 Millionen Menschen. Zehn Jahre später habe sich dieser auf 9,6 Prozent verdoppelt. In absoluten Zahlen entspricht das 4 Millionen Menschen.

“Offensichtlich ist der Zusammenhang zwischen Beschäftigungswachstum und Armut komplizierter als gemeinhin angenommen”, so die Ökonomen.”

Das Beschäftigungswachstum in Deutschland beruhe zu einem großen Teil auf dem Anwachsen der Teilzeitstellen und anderer atypischer Beschäftigungsverhältnisse sowie des Niedriglohnsektors insgesamt. Dies hänge auch damit zusammen, dass Arbeitslose stärker unter Druck stünden, eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen.

“Maßnahmen, die Arbeitslose dazu zwingen, Jobs mit schlechter Bezahlung oder niedrigem Stundenumfang anzunehmen, können dazu führen, dass die Erwerbsarmut steigt, weil aus arbeitslosen armen Haushalten erwerbstätige arme Haushalte werden”, so die Studienautoren.”

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Mehr Arbeit bedeutet also nicht notwendigerweise auch mehr Teilhabe am Reichtum des Landes.

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Der drastische Anstieg wurde auf die Deregulierungen des Arbeitsmarktes, Kürzungen von Transferleistungen und verschärfte Zumutbarkeitsregelungen zurückgeführt. Der Tendenz könne politisch Einhalt geboten werden. Der gesetzliche Mindestlohn sei ein erster Schritt zur Eindämmung der Armutsgefährdung, außerdem müssten Hartz-IV-Leistungen erhöht und Sanktionen sowie Zumutbarkeitsregeln entschärft werden.

Innerhalb der EU betrug im Jahr 2014 der Anteil armutsgefährdeter Erwerbstätiger – also Berufstätige, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben – im Schnitt ebenfalls knapp zehn Prozent. In Deutschland gelten Alleinstehende als armutsgefährdet, die weniger als 869 Euro netto im Monat verdienen. Die Bundesrepublik schnitt im Vergleich besonders schlecht ab.

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