Frei von Euro und US-Dollar: Russland und Iran arbeiten an Gemeinschaftsbank

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Von rt.com

Um das bilaterale Handelsvolumen auszubauen und gleichzeitig die Abhängigkeit von westlichen Zentralbanken zu verringern, arbeiten Finanzfachleute in der Russischen Föderation und im Iran an der Gründung einer russisch-iranischen Gemeinschaftsbank.

Moskau und Teheran verhandeln über die Schaffung einer gemeinsamen Bank. Dieses Finanzhaus soll all seine künftigen Aktivitäten über die nationalen Währungen der beider Gründerstaaten abwickeln. Das teilte der ehemalige Präsident der Russisch-Iranischen Freundschaftsgesellschaft, Behram Amirahmadiyan, am Donnerstag mit.

Die Entscheidung, eine Gemeinschaftsbank ins Leben zu rufen, wurde bereits im vergangenen Jahr gefällt. Internationale Sanktionen gegen Iran waren zu diesem Zeitpunkt noch das Haupthindernis für eine Umsetzung des Projekts.

„Natürlich ist die Aussicht auf die Eröffnung russischer Banken im Iran sehr attraktiv und wichtig, weil diese unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit erweitern und verbessern kann“, sagte Amirahmadiyan im Interview mit der Nachrichtenagentur Sputnik. Er fügte hinzu, dass die Zusammenarbeit beider Länder im Bankensektor eine lange Geschichte habe.

Dem iranischen Verbandsfunktionär zufolge wollen Moskau und Teheran ihren bilateralen Handel künftig in ihren heimischen Währungen abwickeln. Ein entsprechender Plan zur Umsetzung dieses Vorhabens müsse jedoch noch ausgearbeitet werden.

„Im Moment werden alle Bankgeschäfte zwischen Russland und dem Iran in US-Dollar oder Euro ausgeführt“, führte Amirahmadiyan an. „Das ist uns sehr unangenehm, da all diese Vorgänge damit entweder von der europäischen oder der US-amerikanischen Zentralbank kontrolliert werden.“

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Seiner Meinung nach könnte auch der russische Rubel vom Bankeintritt auf dem iranischen Mark profitieren. Ein solcher Schritt würde es iranischen Unternehmen ermöglichen, iranische Exportgüter und -dienstleistungen mit russischem Geld einzukaufen. In einem Bericht des Exportmanagers und Autors Werner Schmidt, der auch als Leiter Structured Trade & Export Finance (STEF) der Deutsche Bank AG fungiert, heißt es dazu:

Lokalwährungsfinanzierungen, dargestellt von den Banken der Exporteure, sind für den Importeur, insbesondere in Ländern, deren Banken noch keine langfristigen Kredite anbieten, eine attraktive Alternative. In russischen Rubel sind derzeit z.B. Kreditlaufzeiten von sieben bis zehn Jahren darstellbar. Das Refinanzierungsrisiko, das russische Unternehmen durch die sonst übliche Aufnahme kurzfristiger Kredite tragen, wird ausgeschlossen. Über die lange Kreditlaufzeit ergibt sich für das Unternehmen eine hohe Planungssicherheit.“

Diese Erwartung nährt auch den Optimismus unter den Vordenkern des russisch-iranischen Finanzprojekts.

„Ich denke, der russische Rubel kann auf dem iranischen Devisenmarkt an Stärke gewinnen und sich zu einer sehr attraktiven Währung entwickeln. Ich hoffe, das Gleiche passiert mit dem Iranischen Rial in Russland“, sagte Amirahmadiyan.

Das Volumen des bilateralen Handels zwischen Russland und Iran kursiert derzeit bei vergleichsweise noch schwachen fünf Milliarden US-Dollar. Beide Staaten handeln meist über sogenannte Zwischenländer wie Zypern oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Seit 2015 ist das Handelsvolumen jedoch bereits um 70 Prozent angewachsen.

Im vergangenen Jahr hatten sich beide Länder darauf geeinigt, ihre wirtschaftlichen Beziehungen auszubauen. Russland versprach Teheran ein fünf Milliarden US-Dollar schweres Darlehen, um die industrielle Zusammenarbeit zu fördern. Beide Länder wollen ihr Handelsvolumen in den nächsten Jahren auf zehn Milliarden US-Dollar ausbauen.

Im Juli 2016 verabschiedeten beide Seiten zudem einen Fünf-Jahres-Plan zur strategischen Zusammenarbeit. Der Plan umfasst Projekte in den Bereichen Energie und Infrastruktur.

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