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11. November 2015

Das Dilemma des Westens. Was nach den Anschlägen von Paris nun zu tun (oder auch nicht zu tun) ist.

in Politik
A young couple stands in front of illuminated waters with the colors of the French national flag on November 16, 2015 to pay tribute to victims of the attacks claimed by Islamic State which killed at least 129 people and left more than 350 injured on November 13. AFP PHOTO / STRINGER
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Die Anschläge in Paris vom 13. November 2015 – eine Reaktion von ISIS auf das militärische Engagement Frankreichs in Syrien – haben Europa bis ins Mark erschüttert und uns wieder einmal vor Augen geführt, mit welch bestialischer Brutalität ISIS im Kampf gegen unsere westlichen Werte vorgeht. 129 Tote aus 15 verschiedenen Nationen (darunter mindestens zwei Deutsche) und 352 Verletzte sind zu beklagen, Frankreich ist tief erschüttert und auch in Deutschland steigt die Angst in der Bevölkerung, dass es auch hier irgendwann zu einem „Tag X“ kommen wird, an dem fanatische Terroristen ihr unheilvolles Werk verrichten werden. Die Frage ist nun: Wie sollen wir mit der Situation umgehen? Weitermachen wie bisher und so tun, als sei nichts gewesen? Oder ISIS radikal den Krieg erklären und alles tun, was in unserer Macht steht, um unsere Freiheit zu verteidigen?

 

Szenario 1: Wir leben wie gewohnt in den Tag hinein und tun so, als wäre nichts geschehen.

Mal ehrlich: Glaubt jemand ernsthaft, Szenario 1 wäre auch nur eine halbwegs akzeptable Option? Gewiss nicht. Die Marschroute von ISIS dürfte mittlerweile selbst dem unpolitischsten Bürger klar sein: Die radikalen Dschihadisten werden nicht eher ruhen, bis die ganze Welt ein Kalifat ist, also ein islamischer Gottesstaat nach den Regeln der Schariah. All unsere freiheitlichen Werte – Demokratie, Toleranz, Respekt, Mitgefühl und Rechtsstaatlichkeit – stehen diesmal auf dem Spiel. Die Anhänger von ISIS haben in der Vergangenheit mehr als nur einmal deutlich gemacht, dass sie von diesen Werten nichts halten. Sie verachtet sie und wollen sie von dem Erdboden tilgen. Und nach den Angriffen auf Paris muss jedem klar sein, dass es kein Zurück geben wird und auch nicht geben darf: Wenn wir nachgeben und uns der Schreckensherrschaft dieser Organisation beugen, wird dies das Ende unseres Kontinents bedeuten. Europa wird dann irgendwann nur noch Geschichte sein.

 

Szenario 2: Wir wehren uns.

Europa muss ein starkes Signal an alle gewaltbereiten Islamisten dieser Welt senden: Wir lassen uns unsere Freiheit und unseren Lebensstil nicht von euch nehmen! Die Folge wird die Fortsetzung des globalen „Kriegs gegen den Terror“ sein, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begann und nun in eine neue, heiße Phase eintreten wird. Sollte sich Deutschland dafür entscheiden, Frankreich im Kampf gegen ISIS bedingungslos beizustehen, könnte es sehr gut sein, dass deutsche Soldaten wohl erstmals nach dem Kosovokrieg in den Jahren 1998/1999 wieder an militärischen Kampfhandlungen teilnehmen, statt im betreffenden Krisengebiet nur humanitäre Hilfe zu leisten. Doch auch dieses zweite Szenario zeigt auf seiner Medaille eine schmutzige Kehrseite: Ein Militäreinsatz Frankreichs oder Deutschlands würde zur Aushebelung des Datenschutzes und millionenfacher Geheimdienstüberwachung der Bevölkerung führen. Und nicht nur das: Jeder Krieg fordert auch unschuldige Menschenleben vor allem das von Zivilisten. Aktuelle Statistiken belegen, dass die Anzahl der Zivilopfer in den letzten Jahren auf über 90% gestiegen sind. Bomben unterscheiden nunmal nicht zwischen Terroristen und Zivilbevölkerung, genauso wenig unbemannte Drohnen. Und nicht zuletzt würde ein zukünftiger Krieg nicht zur Deeskalation der Lage beitragen. Radikale Dschihadisten würden in ihren Gedanken und Handlungen nur noch extremistischer. Der Krieg gegen den Terror erzeugt nur noch mehr von diesem. Und selbst wenn dieser also wirklich nur gut gemeint sein und mit den besten Absichten erfolgen sollte, so werden doch nur wieder die Ärmsten der Armen die Opfer einer Militäraktion sein.

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Fazit: Der Westen befindet sich also in einem riesigen Dilemma: Leben wir weiter, als sei nichts geschehen, lassen wir uns von den Dschihadisten besiegen. Treten wir in einen Krieg ein, gehen wir in die Provokationsfalle von ISIS und werden – ob wir es wollen oder nicht – auch zwangsläufig und unweigerlich das unschuldige Blut der Zivilbevölkerung an unseren Händen kleben haben. Eine mögliche Handlungsalternative im Kampf gegen die Terroristen wäre, ISIS die Finanzquellen abzuschneiden, so wie Russland es derzeit demonstriert. Die Haupteinnahmequelle von Quelle ist das Erdöl, das an Staaten wie die Türkei, Saudi-Arabien und an Europa verkauft wird, wodurch die Gotteskrieger einen Umsatz von täglich 2.000.000 US-Dollar machen. Putin hat entsprechend reagiert und die Bombardierung der 500 Lkws, die für den Öltransport vorgesehen waren, befohlen.

 

Die Zukunft wird zeigen, wofür sich Frankreich – und nicht zuletzt natürlich auch unsere Bundesregierung – entscheiden wird.


Quellen:

http://anonhq.com/putin-pounds-jrucks-in-syria/

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3324789/Russia-hits-ISIS-hurts-Raids-target-oil-trucks-Syria.html

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