“Kriegspropaganda Paroli bieten”: Wie sich die Medienkritik in Deutschland aufstellt

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Von rt.com

Wie sieht aktuelle Medienkritik aus der Perspektive einer basisdemokratischen Friedensbewegung aus? Eine dreitägige Fachkonferenz in Kassel ging dieser Frage unter mehreren Perspektiven nach. Die prominentesten kritischen Wissenschaftler und Medienmacher waren zahlreich vertreten.

von Wladislaw Sankin

“Beinahe idiotische Eindimensionalität”, Hysterie um die sogenannte Fake-News nach dem “Halte-den-Dieb”-Prinzip und eine unrühmliche Rolle bei Zerschlagung der Friedensbewegung – all diese Vorwürfe gegen die deutschen öffentlich-rechtlichen und Konzern-Medien sprachen die Teilnehmer einer Medienkonferenz in aller Deutlichkeit aus. Wenn man also die Medienkritik mit der Anzahl prominenter Medienkritiker pro Quadratmeter messen könnte, dann bot das Jugendzentrum am Lutherplatz in Kassel das ganze Wochenende die dichteste Konsistenz dieses neuen Elements.

Im ausgebuchten Saal referierten Max Uthoff und der Rechercheur von der Anstalt”, Ekkehard Siecker, die Buchautorin Daniela Dahn, Publizist Ulrich Teusch – der Autor des Buches “Die Lückenpresse”, Albrecht Müller von den NachdenkseitenARD-Kritiker Volker Bräutigam – Verfasser zahlreicher Programmbeschwerden, Markus Fiedler – der Autor von der “Die dunkle Seite der Wikipedia” sowie Gabriela Krone-Schmalz und viele andere Wissenschaftler, Journalisten und Medienmacher drei Tage lang vor engagiertem Publikum.

Der Veranstalter – die Vereinigung der Juristen und Juristinnen gegen atomare, chemische und biologische Waffen IALANA – versteht sich als “Rechtsabteilung der Friedensbewegung” und bot dem Forum das entsprechende Rahmen: Wie und warum verführen die Medien zum Krieg und was man dagegen aus der basisdemokratischen Perspektive tun kann. Die Medienkampagnen gegen Russland standen dabei erwartungsgemäß in Fokus der Veranstaltung.

Mainstream übt sich in Schweigeblockade 

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Das nochmalige Bewusstwerden dieser Aufgabe war vielleicht das Hauptresultat der Tagung. Die Autoren der satirischen Kult-Sendung “Die Anstalt” Max Uthoff und Ekkehard Siecker gestanden dem Publikum, dass sie sich des aufklärerischen Charakters ihrer Sendung absolut bewusst sind. Sie sehen allerdings ihre Position durch den Vorwurf des Journalismus gefährdet. Aber auch mit “Erlaubnis” durch Narrenfreiheit die aufklärerische Satire unter den Fittichen des nachgewiesenen propagandistisch ausgerichteten ZDF machen zu dürfen, ist kein Grund für Stolz in einer Gesellschaft, die als “pluralistisch” gilt: Der kritische Journalismus ist längst in die alternativen Medien gezogen.

Damit zersplittert sich der Informationsraum, denn der Mainstream wehrt sich gegen die unliebsamen Medien mit Schweigeblockaden: Kaum ein Vertreter aus der “bürgerlichen Presse”, wie es Max Uthoff formuliert, war auf der dreitägigen Veranstaltung zugegen, nicht einmal Lokalmedien nahmen von der prominent besetzten Tagung Notiz.

Das entmutigte allerdings die Veranstalter keineswegs. Sie sind sich sicher: Mit einer differenzierten, wissenschaftlich basierten Kritik unter der Anwendung der Bürgerrechte kann man auch über alternative Medien einiges erreichen. Dies ist allerdings nicht selbstverständlich, denn derartige Medienverzerrungen entziehen der Demokratie den Boden.

Medien als Lautsprecher für Kriege

Auch für Visionen gab es bei der Veranstaltung genug Raum. So plädierte der Publizist Ulrich Teusch für einen Journalismus, der von den “Tatsachenwahrheit” ausgeht und nicht der Öffentlichkeit Meinungen als Tatsachen verkauft. Die Buchautorin Gabriela Krone-Schmalz erklärte anhand der fehlgeleiteten “Krim-Debatte”, dass der moderne Journalismus komplexeren Fragen nicht gerecht sei. Statt eine ernsthafte Diskussion um die Sezession der Krim im Jahre 2014 zu führen, übernahmen die deutschen Journalisten unhinterfragt eine politisch geleitete Bewertung aus dem Westen. Sie vergessen dabei, dass der Vorwurf der Annexion normalerweise einen Kriegsgrund darstelle, so Krone-Schmalz.

Die Experten der Veranstaltung machten Exkurse in die Geschichte und zeigten, wie Medien eine politische Agenda durchsetzen können – sowohl innen- als auch außenpolitisch. So zeigte der österreichische Historiker Kurt Gritsch, wie es möglich war, mithilfe der manipulativ platzierten Meinungen der Befürworter des NATO-Kriegseinsatzes in der Republik Jugoslawien im Jahr 1999 das Eintreten Deutschlands in diesen Krieg durchzusetzen.

Der Friedensaktivist und Publizist Albrecht Müller (NachDenkSeiten) erinnerte an die Spaltung der damals massenhaften Friedensbewegung in den 1980er Jahren durch Diffamierungsbegriffe wie “Verschwörungstheoretiker” oder “Querdenker”. Die gleiche Technik verfolgte Markus Fiedler, der Autor des Films “Die dunkle Seite der Wikipedia”, bei der angeblich gemeinschaftlich produzierten Web-Enzyklopädie Wikipedia. Ihre Struktur erinnere eher an ein totalitäres System mit dubiosen Tarnpersonen, die im Verborgenen einer bestimmten politischen oder kommerziellen Agenda andienen.

Fern der Selbstbeweihräucherung und ohne “Schaum vor’m Mund” (Krone-Schmalz) haben die zahlreichen Referenten der Veranstaltung in präzisester Form die Missstände bei deutschen Massenmedien in deren völliger Abwesenheit aufgezeigt. Der Geist der Friedensbewegung verlieh der Kasseler Tagung den nötigen Charme, den man später in kräftiges Kämpfen für gerechtere Medien ummünzen kann.

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